Meilensteintrendanalyse erstellen: So funktioniert's

von Christoph Friedrich

Kurz und bündig

Die Meilensteintrendanalyse (MTA) ist eine grafische Darstellung der zeitlichen Entwicklung wichtiger Termine in einem Projekt, um Planabweichungen frühzeitig zu erkennen. Sie vergleicht die geplanten mit den aktuellen Fertigstellungsterminen von Meilensteinen in regelmäßigen Abständen und zeigt diese als Trendlinie in einem Diagramm. Die MTA ist auch für Laien einfach zu verstehen und hilft bei der Prognose von Projektverläufen, indem sie Planstabilität und Risiken sichtbar macht.

Die Meilensteintrendanalyse ist ein wichtiges Werkzeug, um Projekte sicher zu steuern. Als Projektmanager wissen Sie, wie schnell sich Termine ändern können, wenn die ursprünglichen Pläne mit ihren oft ambitionierten Zielen und sauber definierten Meilensteinen auf die harte Realität treffen. Vorhersehbare und unvorhergesehene Probleme wie Ausfall von eingeplanten Ressourcen, sich häufig ändernde Anforderungen und andere Friktionen führen zu Verzögerungen.

Gerne würden Sie als Projektmanager wissen, bei welchem Fertigstellungstermin ihr Projekt am Ende landen wird. Genau hier hilft die Meilensteintrendanalyse (MTA): ein präzises und visuelles Werkzeug, um Terminabweichungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Lassen Sie uns gemeinsam einen genaueren Blick auf diese interessante Methode werfen.


Warum ist die Meilensteintrendanalyse so wichtig?

Die Meilensteintrendanalyse bietet Ihnen die Möglichkeit, den Verlauf Ihrer Projektzeitpläne nicht nur statisch zu betrachten, sondern in ihrer Entwicklung zu analysieren. Es liegt in der Natur von Projekten, dass sich die ursprünglichen Termine im Laufe der Zeit verschieben, und zwar in der großen Mehrzahl auf einen späteren Zeitpunkt. Um die Auftraggeber nicht zu beunruhigen gibt man bei den ersten Verspätungen noch vor, diese wieder aufholen zu können. Doch die Verzögerungen zeigen häufig einen Trend auf, z.B. verursacht durch eine zu optimistische Planung. Die MTA macht diese Trends schon frühzeitig sichtbar und bietet ihnen damit Gelegenheit, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu treffen, anstatt am Ende dumm dazustehen.

Ein Beispiel aus meinem Alltag: In einem Entwicklungsprojekt für eine technische Anlage gab es einmal ein Problem mit der Zulieferung wichtiger Bauteile. Die Meilensteintrendanalyse zeigte schon nach zwei Wochen deutlich, dass wir hier ins Schleudern geraten würden. Durch die Analyse konnten wir rechtzeitig eine alternative Bezugsquelle finden – und die Verzögerung blieb minimal.

Vorteile der Meilensteintrendanalyse

  1. Frühwarnsystem: Sie sehen auf einen Blick, wo Termine rutschen und wo Stabilität herrscht.
  2. Entscheidungsgrundlage: Die MTA liefert Ihnen fundierte Daten für Gespräche mit Stakeholdern.
  3. Transparenz: Trends und Muster werden für alle Beteiligten sichtbar.
  4. Kontinuierliche Verbesserung: Sie lernen aus vergangenen Projekten, wie realistisch Ihre Planungen sind.

Was ist die Meilensteintrendanalyse?

Die Meilensteintrendanalyse ist eine Methode, die den zeitlichen Verlauf der Prognosen für Meilensteine in einem Projekt grafisch darstellt. Dabei werden zwei Achsen verwendet:

Meilensteintrendanalyse
  • Die X-Achse zeigt die Berichtstermine, also die Zeitpunkte, an denen Sie die Analyse durchführen.
  • Die Y-Achse zeigt die geplanten Termine der Meilensteine an.

Die daraus entstehenden Linien geben Aufschluss darüber, ob ein Meilenstein termingerecht erreicht wird, sich verzögert oder stabil bleibt.

Typische Muster in der MTA

  • Stabile Linien: Der Meilenstein bleibt konstant und wird wie geplant erreicht.
  • Sinkende Linien: Sie gewinnen Zeit – ein seltener, aber willkommener Fall.
  • Steigende Linien: Ein deutlicher Hinweis darauf, dass Verzögerungen auftreten.

Ein Beispiel: In einem Softwareentwicklungsprojekt zeigte sich bei uns einmal eine steile Linie nach oben. Es stellte sich heraus, dass ein kritischer Meilenstein von der Integration eines externen Tools abhing, das nicht rechtzeitig geliefert wurde. Die MTA machte uns rechtzeitig darauf aufmerksam, sodass wir eine alternative Lösung implementieren konnten.


Meilensteintrendanalyse erstellen: So gehen Sie vor

Schritt 1: Meilensteine definieren

Wie der Name schon suggeriert, sind die Grundlage jeder MTA klar definierte Meilensteine. Sie sind typischerweise Teil eines detaillierteren Projektplans und sollten:

  • Konkrete Ergebnisse beschreiben (z. B. „Fertigstellung des Prototyps“).
  • SMART sein: spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.

In technischen Projekten sind typische Meilensteine beispielsweise:

  • Abschluss von Designphasen
  • Abnahme von Testphasen
  • Freigabe für die Produktion

Ich erinnere mich an ein Projekt, in dem wir aufgrund vager Meilensteinbeschreibungen immer wieder Missverständnisse hatten. Nachdem wir uns geeinigt hatten, als Meilensteine nur freigegebene Produkte und Dokumente zu verwenden, die die SMART-Kriterien erfüllten, lief es wieder besser.

Schritt 2: Regelmäßige Datenerhebung

Um Trends sichtbar zu machen, müssen Sie die Termine der Meilensteine in regelmäßigen Abständen überprüfen und dokumentieren. Empfehlenswert ist ein Intervall von ein bis zwei Wochen, je nach Dynamik Ihres Projekts.

Tipp

Nutzen Sie Projektmanagement-Tools wie Allegra, um auf die für die MTA notwendigen Daten zuzugreifen. Solche Werkzeuge bieten ihnen oft schon die Option, eine MTA für Ihr Projekt ohne irgendeinen Mehraufwand zu erstellen. Alternativ geht es auch mit Excel. Hier finden Sie Excel-Vorlagen zum Download:

Schritt 3: Diagramm erstellen

Tragen Sie die erhobenen Daten in ein Diagramm ein. Dabei entstehen Trendlinien für jeden Meilenstein. Ein Blick auf diese Linien gibt Ihnen und allen Stakeholdern sofort Aufschluss über den Zustand des Projekts. Wenn Sie ein gutes Projektmanagement-Tool verwenden, entstehen die Daten für die MTA automatisch.


Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Auch bei der Meilensteintrendanalyse gibt es Fallstricke. Hier sind einige der gängigsten Fehler – und wie Sie sie umgehen:

1. Zu viele Meilensteine

Meilensteine sind keine Tasks. Wenn Sie jeden kleinen Projektschritt als Meilenstein definieren, wird die Analyse unübersichtlich. Konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen, entscheidenden Punkte wie z.B. das Ende einer Projektphase, dem Erreichen eines Etappenziels oder der Freigabe eines größeren Zwischenergebnisses.

2. Meilensteine unpräzise definiert

Sie sollten einen Meilenstein immer mit einem konkreten, nachprüfbaren Ergebnis assoziieren. Das kann ein physisches Produkt sein, aber auch ein festgeschriebenes und freigegebenes Dokument.

3. Inkonsequente Datenerhebung

Wenn Daten nicht regelmäßig erfasst werden, entstehen Lücken, die die Aussagekraft der Analyse beeinträchtigen. Halten Sie die Intervalle ein – auch in stressigen Phasen.

4. Fehlinterpretation von Trends

Eine steigende Linie bedeutet nicht automatisch ein Problem. Manchmal sind kleinere Verzögerungen unkritisch oder können kompensiert werden. Analysieren Sie daher immer die Ursache.

5. Unterschiedliche Zeitachsen für Berichtszeitpunkte und Meilenstein-Termine

Verwenden Sie für die Meilensteine-Terminskala den gleichen Ursprung und die gleiche Skalierung wie für die Berichtszeitpunkte-Achse. Ansonsten stiften Sie Verwirrung.


Praxisbeispiel: Meilensteintrendanalyse in einem IT-Projekt

Stellen Sie sich vor, Sie leiten ein IT-Projekt zur Einführung eines neuen ERP-Systems. In Ihrem Projektplan haben Sie folgende Meilensteine und Termine definiert:

  1. Abschluss der Bedarfsanalyse (M1, Termin 15.1.)
  2. Fertigstellung des Systemdesigns (M2, Termin 18.2.)
  3. Abschluss der Testphase (M3, Termin 2.4.)
  4. Go-Live (M4, Termin 12.5.)

Als Berichtszeitpunkte haben Sie den jeweils ersten und dritten Montag in jedem Monat festgelegt. Kurz vor dem Projektstart am 2. Januar führen Sie die erste Bestandsaufnahme durch. Die obigen Termine tragen Sie in das Diagramm für den 2.1. ein.

Der nächste Berichtstermin ist der 16.1. Zu diesem Zeitpunkt ist der Meilenstein M1 pünktlich abgearbeitet und muss ab sofort nicht mehr betrachtet werden. Auch die beiden anderen Meilensteine wurden beibehalten, es besteht somit kein Handlungsbedarf.

Meilensteintrendanalyse: Berichtszeitpunkte 3 und 5Zum Berichtstermin am 3. Februar wird gemeldet, dass sich der Meilenstein M2 um eine Woche nach hinten verschiebt. Der Meilenstein M3 muss angeblich nicht verschoben werden.

Meilensteintrendanalyse: Berichtszeitpunkt 5

Am 2. März ist viel passiert. M2 wurde erfolgreich absolviert, jedoch musste Meilenstein M3 zwei Wochen vorher um eine Woche nach hinten verschoben werden. Am 2. März stellte sich heraus, dass M3 um eine weitere Woche nach hinten verschoben werden musste.

Meilensteintrendanalyse: Berichtszeitpunkt 7

Zum Berichtstermin Mitte April sowie zum Termin am 2. Mai muss M3 jeweils noch einmal um eine Woche nach hinten verschoben werden.

Meilensteintrendanalyse: Berichtszeitpunkt 9

Durch die regelmäßige Erfassung der Prognosen stellen Sie fest, dass die Testphase kontinuierlich verzögert wird. Die Ursache: Es stehen zu wenig Tester zur Verfügung. Dank der MTA erkennen Sie dies frühzeitig und können weitere Tester ins Team holen – bevor der Go-Live zu sehr gefährdet wird.


Integrieren Sie die MTA in Ihre Projekte

Die MTA ist kein isoliertes Werkzeug, sondern sollte Teil Ihres umfassenden Projektcontrollings sein. Kombinieren Sie sie beispielsweise mit:

  • Risikomanagement: Nutzen Sie die Ergebnisse der MTA, um Risiken frühzeitig zu identifizieren.

  • Earned Value Analyse: Während die MTA primär den zeitlichen Aspekt von Projekten betrachtet, verbindet die EVA Zeit, Kosten und Leistung zu einer umfassenden Analyse. Die MTA eignet sich hervorragend, um Abweichungen bei Meilensteinen zu erkennen, während die EVA Ihnen hilft, Budgetüberschreitungen und Leistungsdefizite zu bewerten. Zusammen liefern sie ein vollständiges Bild des Projektstatus.

  • Gantt-Diagramme: Sie können die Meilensteine mit ihren Abhängigkeiten aus dem Gantt-Diagramm entnehmen. Das Gantt-Diagramm Ihres Projekts enthält alle für die Meilensteintrendanalyse notwendigen Daten.

  • Burndown-Charts: Besonders in agilen Projekten bieten Burndown-Charts eine schnelle Übersicht über die verbleibende Arbeitslast im Vergleich zur Zeit. Im Gegensatz dazu fokussiert die MTA auf konkrete Meilensteine und deren zeitliche Entwicklung. Beide Methoden ergänzen sich, indem sie sowohl die Detailtiefe der Meilensteine als auch den Gesamtfortschritt visualisieren.

Durch die Kombination dieser Methoden können Sie sicherstellen, dass Ihr Projekt sowohl auf granularer Ebene als auch im Gesamtbild optimal gesteuert wird.

Fazit: Warum Sie auf die MTA setzen sollten

In Ihrer Projektmanagement-Werkzeugkiste ist die Meilensteintrendanalyse ist eine äußerst hilfreiche Methode, für jeden Projektmanager, der Terminabweichungen frühzeitig erkennen und seine Projekte sicher ins Ziel bringen will. Sie macht den Projektstatus allen BEteiligten transparent, bietet fundierte Entscheidungsgrundlagen und verbessert langfristig Ihre Planungsgenauigkeit.

Letzter Tipp aus der Praxis
Machen Sie die MTA zu einem festen Bestandteil Ihrer Projektmeetings. Diskutieren Sie die Ergebnisse mit Ihrem Team und Ihren Stakeholdern. So schaffen Sie Vertrauen und bauen eine solide Grundlage für erfolgreiche Projekte.

Checkliste: Erfolgreiche Meilensteintrendanalyse

  • Meilensteine klar und SMART definieren
  • Regelmäßige Datenerhebung sicherstellen, beispielsweise mit einer Jour Fixe
  • Diagramm erstellen und Trends interpretieren
  • Ergebnisse kommunizieren und Maßnahmen ableiten
  • Aus Erfahrungen lernen und Planungen kontinuierlich verbessern

Mit diesen Schritten sind Sie bestens gerüstet, um Ihre Projekte auch in schwierigen Situationen sicher zu steuern. Mögen Ihre Trendlinien immer waagerecht bleiben!

Christoph Friedrich

CEO Alltena GmbH
Christoph Friedrich ist Informatiker und zertifizierter Project Management Professional. Er hat viel Erfahrung mit der Einführung und Integration von Projektmanagement-Werkzeugen sowie der Analyse und Definition von Prozessen im Projekt- und Service-Management.

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